Durchmarsch und kein Ende der Euphorie in Sicht (Artikel Stuttgarter Nachrichten)

Torsten Streib

Die Handballer des TV Stetten sind nach dem zweiten Titel in Folge in der Bezirksliga angekommen – und begeistern auch außerhalb des Feldes.

Die Euphorie ist derzeit groß bei den Handballern des TV Stetten. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Spielfeld. Der Handballsport im Teilort von Kernen hat in jüngster Zeit extrem an Attraktivität und Popularität zugelegt und mündete kürzlich sogar im zweiten Aufstieg in Folge: Die Mannschaft um Spielertrainer Moritz Klenk schaffte nach dem letztjährigen Sprung in die Bezirksklasse auf Anhieb den Durchmarsch in die Bezirksliga – und dies mit gerade mal einer Niederlage in den zwei Spielzeiten.

Da verwundert es nicht, dass mittlerweile nicht nur der sportliche Motor auf Hochtouren läuft: Die Karl-Mauch-Sporthalle ist bei Heimspielen inzwischen voller Fans, die nach eher mageren Jahren wieder für mitreißende Stimmung sorgen. Beim vorentscheidenden Auswärtsspiel Anfang März gegen den TSV Alfdorf/Lorch/Waldhausen 2 machten sich sogar zwei Busse mit rund 100 Fans aus Stetten auf den Weg und sorgten beim Tabellenzweiten für Heimspiel-Atmosphäre. „Das Spiel war der Wahnsinn, von der Stimmung her – und das bei einem Bezirksklasse-Spiel“, erzählt Spielertrainer Klenk begeistert. Prompt gewannen die Gäste um den elffachen Torschützen Manuel Heueck das entscheidende Spiel um die Tabellenführung mit 30:28 und sicherten sich dank des Erfolgs nun mit 42:2 Punkten den Aufstieg. „Es macht einfach wieder Spaß, in Stetten Handball zu spielen“, sagt Klenk. „Da ist richtig was zusammengewachsen, und es wächst einfach immer weiter, das ist genial“.

Bevor viele ehemalige Fans wieder den Weg zu den Spielen des TV Stetten gefunden haben, waren es einige ehemalige Jugendspieler, die dem Ruf des vor zwei Jahren vom TSV Schmiden „zurückgeholten“ Spielertrainers Klenk gefolgt sind: Neben Nicolay Beurer, Florian Kraatz und Theo Siegle – allesamt schon in der Jugend des TV Bittenfeld aktiv – hatten auch Ivan Miskovic (vom VfL Waiblingen) und Klenks jüngerer Bruder Paul (TSV Schmiden) Lust, wieder zum Heimatverein zurückzukehren. „Paul wollte nach zwei Kreuzbandrissen nicht mehr höherklassig spielen.“ So spielt er nun gemeinsam mit seinem älteren Bruder in einer aufstrebenden, mit jungen Talenten gespickten Mannschaft. Neben den Nachwuchsakteuren überzeugte der Trainer auch einen früheren Weggefährten vom Projekt „Handball in Stetten“ : Manuel Heueck, der dieses Jahr 30 wird, eigentlich schon aufgehört hatte und zwischenzeitlich als Fußballer des TV Stetten aufgelaufen war, ließ sich vom alten Kumpel überreden, wieder gemeinsam für den Heimatverein anzutreten. Der Routinier mit vorigen Stationen in Weinstadt und Schorndorf präsentiert sich als Linksaußen und Siebenmeter-Werfer treffsicher und ist mit Spielmacher Moritz Klenk erfolgreichster Torschütze. Dennoch lebt die Mannschaft von ihrer Ausgeglichenheit, dem Zusammenhalt und einer guten Mischung aus wenigen Routiniers und mehr jungen Akteuren. „Das ist keine One-Man-Show bei uns,“ sagt Klenk, der gemeinsam mit Co-Trainer Volker Schäfer auf Tempohandball setzt, um die Schnelligkeit der Nachwuchskräfte ausspielen zu können.

Der 27-Jährige legt Wert darauf, dass es nicht allein sein Verdienst ist, dass Handball in Stetten wieder attraktiv geworden ist. Er lobt die Arbeit seiner Vorgänger Oliver Eilers und Michael Stumpp sowie die Zusammenarbeit mit Volker Schäfer und dem Verein, bei dem er seit zwei Jahren als Leiter der Kindersportschule angestellt ist. Das Gesamtgefüge passt, und natürlich kommen nun auch viele Eltern mit ihren Kindern am Wochenende in die Halle, die über die Kindersportschule den Weg zum Sport gefunden haben. Da passt es ins Bild, dass der Coach mit seiner Freundin wieder von Oßweil in die Heimatgemeinde Stetten gezogen ist. Wie der Weg weitergehen wird, wird sich zeigen: „Jetzt sind wir erst mal froh, dass wir eine Pause haben“. Ende Juni soll die Vorbereitung auf die kommende Saison starten, das Ziel wird ein Platz im oberen Mittelfeld der Bezirksliga sein. „Dafür müssen wir Gas geben in der Vorbereitung, und das werden wir auch“. Die Mannschaft wird größtenteils zusammenbleiben, eventuell wird noch ein Neuzugang aus einer Jugendmannschaft dazustoßen. „Und dann mal schauen, wie wir uns schlagen werden“. Auch wenn ein weiterer Aufstieg zunächst noch nicht vorgesehen ist: Die Voraussetzungen sind zu gut, als dass mit einem jähen Ende der Stettener Handball-Euphorie zu rechnen wäre. brs

 

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